Der Künstler Hermann Nitsch zählt zu den bedeutensten Künstlern unserer Zeit. Diese kraftvolle original Übermalung die kurz vor dem Tode Nitschs entstand zeigt eine große Energie. Bereits 1971 arbeitete die Galerie Krinzinger mit dem Künstler zusammen.
The artist Hermann Nitsch is one of the most important artists of our time. This powerful original overpainting, created shortly before Nitsch's death, shows great energy. The Krinzinger Gallery worked with the artist as early as 1971.
Hermann Nitsch
o.T., 2020
Öl-Kreide auf Papier / oil crayon on paper
29.7 x 21 cm
Unikat : Original signiert und datiert / originally signed backside
5.900,00 €
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die entwicklung meiner malerei
schon früh war mir die farbe ein anliegen.
die malerei ist eine sache der farbe, die glut der farbe
bei den alten meistern, vor allem bei el greco und rembrandt,
sowie die hellen, sonnenstrahlenden farben
der impressionisten bis zu resultaten der gegenwart
vermochten mich zu begeistern. in der musik äußert
sich die farbe durch die harmonie. tönende farbkunst
entsteht von der frühen mehrstimmigkeit über bach,
die tristanchromatik und den heißen klang der schönbergschule
bis zur gegenwart.
meine frühesten und frühen bilder beschäftigten
sich mit den farben des ganzen skalenbereiches.
durch die entwicklung meiner malerei zur aktion bekam
die farbe eine andere aufgabe, sie wurde des
vielfachen klanges enthoben, sie wurde als substanz
gebraucht, sie wurde zu blut und schleim. die
farbe von fleisch, blut und eingeweiden wurde wesentlich.
die tonart rot dominierte. monochrome archaik
entstand. alles wurde auf die farbe der ekstase,
des opfers der schlachtung, der passion, des blutes,
des fleisches ausgerichtet. die farbe, die das blut
und fleisch des gottes trägt, wurde permanent zelebriert.
als roter konsekrierter wein wurde sie als blut gottes
getrunken. substanzen, die nahrung bedeuten, deren
einverleibung den stoffwechsel bedingen, wurden
und werden bei meinen aktionen verwendet. die farbe
der aggression, des todes, des exzesses ist gleichzeitig
auch die farbe intensivsten lebens. blut ist lebenssaft.
die tiefe des todes trägt den keim der wiedergeburt
in sich.
vieles an meiner arbeit ist realisiert. der ausbruch aus
der norm, der fast opferhafte exhibitionistische abstieg
jenseits der scham bereiche in den tabulosen
raum, in den überpersönlichen dionysischen welteneras,
in das dunkel chaotischer kraftgründe wurde oft
vollzogen. viel licht wurde ins bewußtsein gezogen. es
geht mir jetzt um die auswertung dieses lichtes.
fleisch und blut kann nicht nur essend einverleibt werden,
es ist auch über das licht erfahrbar.
die erscheinungen des lichtes, die mannigfaltigen erscheinungen
des farbigen lichtes, die farben der auferstehung
sind wichtig für mich geworden. trotz des
tragisch exzessiv lebensbejahenden grundthemas
meiner arbeit erfährt meine auseinandersetzung eine
noch nie dagewesene heiterkeit. eine neue stimulanz
soll von meinen bildern ausgehen. die farben aller blumen,
aller kosmischen lichtabgründe sollen heiter
festlich inszeniert werden. es war ein langgehegter
wunsch von mir, das gesamte farbspektrum in meine
malerei wieder einzuführen. im sommer 1989 erfüllte
ich mir diesen wunsch. nach 30 jahren malte ich wieder
mit verschiedenen farben. ich arbeite am heiteren
finale meines gesamtkunstwerkes. der reichtum von
geschmacks-, geruchs-, tast- und gehörsempfindungen
weitet sich zur unbedingten auseinandersetzung
mit dem farbigen licht aus.
Hermann Nitsch: Aus dem Katalog der Galerie Krinzinger 1991.