Die Anfänge der zeitgenössischen Kunst in China werden mit dem Tod von Mao Zedong Ende
der 1970er Jahre datiert. In der Zeit nach der Kulturrevolution regte sich bei vielen jungen
Kunstschaffenden der Wunsch sich künstlerisch frei entfalten zu können. Zu diesem Zeitpunkt ist
der Künstler Zhang Wei Anfang 20. Junge Künstler organisieren sich in Künstlerkollektiven, darunter die „No
Name Group“, zu der sich Zhang Wei gesellt. Er ist Autodidakt. Auf der Suche nach seinem
eigenen Stil, studiert er westliche Kunstrichtungen, allen voran den abstrakten Expressionismus.
Anfang der 1980er zählt er bereits zu den ersten Vertretern der abstrakten Malerei in China.
Traditionellen chinesischen Lehren kehrt er trotzdem nie den Rücken. Seine Kunst bedient sich
der Techniken der chinesischen Tuschemalerei und der Philosophie des „qi“. Diese besagt, dass
während des Malprozesses, sobald der Pinsel das Blatt berührt, sich besondere Energien
entladen.
Die Ausstellung in den Räumen der Galerie Krinzinger zeigte 2019 zwei unterschiedliche Schaffens-
Phasen des Künstlers. Eine Gruppe umfasst frühe Arbeiten aus der Periode 1970 bis 1980, die
zweite präsentiert aktuelle Werke von Zhang Wei.
Die kleinen, älteren Arbeiten, zumeist Stadt- und Landschaftsansichten seines Heimatortes und
der Umgebung um Peking, weisen impressionistische Züge auf. Dazu zählen „Mountain in the
Sun“ (1973) und „Beijing Zoo 2“ (1977) - Bilder die im Freien entstanden sind. Die
Gegenüberstellung mit seinen späteren Arbeiten veranschaulicht sehr schön, welchen Weg seine
Malerei gegangen ist. Die expressiven Gemälde der letzten Jahre sind in kräftigen Ölfarben
gehalten. Es werden nur wenige, meist zwei bis drei Farben, in einem Gemälde kombiniert. Die
Farben vermischen sich kaum, vielmehr treffen sie auf der Leinwand aufeinander. Die Bilder
weisen Parallelen zu Action Painting oder auch dem Informellen auf. Sie sind Ausdruck einer
Spontanität und Expressivität. Es scheint, als würde Zhang Wei mit wenigen und kräftig
gesetzten Pinselstrichen seine Gemälde zügig malen. Nicht selten fügt er Tropfen seinen Bildern
hinzu, um den Eindruck der Spontanität zu verstärken – eine Technik, die der Tuschemalerei
entstammt.
Mit abstrakter Kunst vermag er eine Fülle an Inhalt und Emotionen auszudrücken. Die
Abstraktion, die für den Künstler im Leben allgegenwärtig ist, bedeutet auch Freiheit. In der
Reduktion entsteht eine besondere Spannung. Laut Zhang Wei hat „(...) jeder gute Ausdruck
abstrakte Bedeutung und Gefühle“.
Zhang Wei wurde 1952 geboren. Er lebt und arbeitet in Beijing. Von 1986 bis 2005 Aufenthalt in New York. Zu
seinen wichtigen Ausstellungen zählen: Salon Salon: Fine Art Practices from 1972 to 1982 in Profile – A Beijing
Perspective, Inside-Out Art Museum, Beijing (2017); Secret Signs: Calligraphy in Chinese Contemporary Art,
DeichtorHallen, Hamburg, Germany; Right is Wrong / Four Decades of Chinese Art from the M+ Sigg Collection,
Bildmuseet Umeå University, Umeå, Sweden (2014); Blooming in the Shadows: Unofficial Chinese Art, 1974-
1985, China Institute Gallery, New York, USA (2011). Seine Werke befinden sich in der Sammlung des Chicago
Art Institute’s, des M+ Museum und zahlreichen Privatsammlungen.